ELISABETH ALEXANDER
Elisabeth Alexander (1922 - 2009) entstammte einer Handwerkerfamilie. Nach dem Besuch einer katholischen Mädchenschule absolvierte sie eine Hauswirtschaftslehre in einem Kloster in Bad Honnef und arbeitete als Hausgehilfin und Kindermädchen. Nachdem sie sich weitere Fertigkeiten in Kursen angeeignet hatte, war sie als Buchhalterin und von 1943 bis 1945 als Rechnungsführerin in deutschen Kriegslazaretten tätig. 1946 zog sie nach Heidelberg, wo sie u. a. als Sekretärin bei der United States Army arbeitete. Sie besuchte ein Abendgymnasium, nahm ein Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater Heidelberg auf und begann mit dem Schreiben. Aus einer 1963 geschiedenen Ehe gingen drei Kinder hervor, die sie alleine aufzog. Ab 1963 begann sie, ihre literarischen Arbeiten zu veröffentlichen, und seit 1970 war Alexander freie Schriftstellerin. Von 1975 bis 1982 war sie freie Mitarbeiterin des Heidelberger Tageblattes. Sie unternahm zahlreiche Lese- und Vortragsreisen ins Ausland, insbesondere in die USA. 1985 war sie "Visiting writer" an der Texas Tech University in Lubbock und ab 1990 Lehrbeauftragte am Germanistischen Seminar der Universität Mannheim.
Alexander war die Verfasserin eines umfangreichen Werkes, das vorwiegend aus Lyrik und erzählender Prosa besteht. Die Autorin erregte 1970 mit der performanceartigen Lesung ihrer damals als ungewöhnlich freizügig angesehenen Gedichte bundesweites Aufsehen. Der Schwerpunkt ihres Werks liegt auf Frauenthemen, ohne dass Alexander als typisch feministische Autorin anzusehen wäre. Bis in die späten Siebzigerjahre wurde sie von der deutschen Literaturkritik weitgehend ignoriert, und auch danach blieb deren Urteil gespalten: Während die präzisen und intensiven Alltagsbeobachtungen der Autorin allgemein Anerkennung fanden, gehen die Meinungen über Alexanders dezidiert anti-intellektuelle Haltung und ihre eigenwillige Sprache weit auseinander.
Elisabeth Alexander war Mitglied des Verbandes Deutscher Schriftsteller.
Elisabeth Alexander:
Die sieben Häute der Hanna Winter
Roman
184 Seiten
Broschur
éditions trèves / Verlag Kleine Schritte
12.80 EUR
Mit ihrem Roman setzt Elisabeth Alexander allen Frauen ein Denkmal, die ein unverdientes Nischendasein am Rande einer nach wie vor männerzentrierten Gesellschaftlichen Wirklichkeit führen. Aus assoziativen, grob chronologisch aufgebauten Versatzstücken entsteht ein authentisches Bild der Rolle der Frau in der bürgerlichen Gesellschaft des 20. Jhs. Die Protagonistin schält sich aus den »sieben Häuten« ihres Daseins, um am Ende seelisch zwar vollkommen entblößt dazustehen, doch auch befreit von erdrückendem Ballast. Immer mehr verschwimmen die Grenzen zwischen Vorstellungswelt und Wirklichkeit. Dabei stets im Blick: Hannas tiefe Sehnsucht nach Liebe und ihr abgrundtiefes, von einer distanzierten Mutter früh geschürtes Misstrauen, die beiden Leitmotive all ihren Handelns.